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Kubas Banken stoppen die Annahme von US-Dollar

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Noch bis zum 21. Juni akzeptieren Kubas Banken Einzahlungen mit Dollarscheinen (Quelle: Pixabay)

Wie Vertreter der kubanischen Zentralbank gestern in einer Sondersendung angekündigt haben, werden auf der Insel ab dem 21. Juni keine US-Dollar als Bargeld zur Einzahlung auf Konten mehr entgegengenommen. Der Bevölkerung bleiben noch 10 Tage, vorhandene Ersparnisse zur Bank zu bringen um diese für Einkäufe in Devisengeschäften nutzen zu können. Die Regierung begründete die Maßnahme mit den Auswirkungen der US-Finanzsanktionen, welche die Nutzung des Dollars immer schwieriger mache.

„Ab dem 21. Juni werden die kubanischen Bankinstitute die Einzahlung der US-Währung in Form von Bargeld temporär aussetzen“, heißt es in der Note der Zentralbank. Privatpersonen und Unternehmen können ab diesem Datum keinerlei Transaktionen mit USD-Scheinen und Münzen mehr tätigen, der Besitz der Währung bleibt weiterhin erlaubt. Die Zentralbank stellte klar, dass nur Dollarnoten betroffen sind. Andere Devisenwährungen wie Euro, Schweizer Franken oder Britische Pfund können weiterhin physisch auf kubanische Bankkonten eingezahlt werden.

Wie Vertreterinnen aus Zentralbank (BCC) und Ministerrat erklärten, sei der Schritt aufgrund der aktuellen Sanktionen notwendig geworden, welche Kuba die Nutzung des Dollars verbieten. Mit der erneuten Listung der Insel als „Staatssponsor des Terrorismus“ weigern sich inzwischen immer mehr Banken und Handelspartner, Transaktionen mit dem sozialistischen Land über die US-Währung abzuwickeln. „Kuba steht aufgrund der extraterritorialen Auswirkungen der Blockade und der zusätzlichen Maßnahmen der Vereinigten Staaten in den letzten vier Jahren vor der schwierigen Situation, internationale Bank- oder Finanzinstitute zu finden, die bereit sind, Bargeld in US-Währung entgegenzunehmen, einzutauschen, abzuwickeln oder zu verarbeiten“, so das Statement der Zentralbank.

Laut dem ehemaligen BCC-Ökonomen Pavel Vidal ist dies der Hauptgrund für die jetzige Maßnahme. Darüber hinaus dürften mit der knappen Frist in kurzer Zeit größere Mengen an Fremdwährung in die Banken gelangen, was angesichts der angespannten Devisenlage die Liquidität der Finanzinstitutionen stützen wird. Nachdem Kuba im letzten Jahr ein Schuldenmoratorium erhielt, befindet sich Vize-Premierminister Ricardo Cabrisas derzeit in Frankreich um mit der wichtigsten Gläubigergruppe des „Club von Paris“ für das laufende Jahr zu verhandeln. Mit dem kurzfristigen Liquiditätsschub könnte laut Vidal darüber hinaus auch der Erwerb von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen wichtigen Importen abgesichert werden.

Der unerwartete Schritt könnte laut Einschätzung des Finanzökonomen die Bedeutung des Euro stärken. Der US-Dollar, dessen informeller Wechselkurs zum Peso in den letzten Wochen von 50 auf 70 anstieg, wird aufgrund der Sperre als Wertspeicher an Bedeutung verlieren – ein sicherlich nicht unerwünschter Nebeneffekt der Regelung. In Zukunft werden Geldsendungen von Familien im Ausland per Überweisung oder über vorherigen Umtausch in Euro erfolgen, womit sich die Transaktionskosten erhöhen. Kurzfristig ist durch die komplexeren Bestimmungen mit einer Abnahme der Sendungen der zu rechnen, weshalb der Schritt von der Bevölkerung überwiegend negativ aufgenommen wurde.

Vidal rät dazu, die für Einkäufe benötigten US-Dollar zur Bank zu bringen und den Rest in Euro oder andere Devisen umzutauschen. Letzteres ist allerdings nur noch illegal auf der Straße möglich, da Kuba aufgrund des akuten Devisenengpasses den offiziellen Wechselkurs von 24:1 zum USD bzw. 29:1 zum Euro nicht mehr bedienen kann und zuletzt sogar den begrenzten Rücktausch an Flughäfen einstellen musste.

Die Bedeutung des Euro als Devisenreserve könnte in den nächsten Monaten mit der Rückkehr des Tourismus aus Europa weiter zunehmen. Der aktuelle Straßenkurs von rund 80 Pesos pro Euro dürfte bis zum Ende des Einzahlverbots für Dollar deutlich ansteigen. Kuba sendet mit dem Bargeldmoratorium zugleich ein Signal an die Biden-Administration mit Blick auf die seit Trump unverändert gültigen Finanzrestriktionen für die Benutzung des Dollars. Wann die Maßnahme wieder aufgehoben wird, ist indes noch unklar und wird von der Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung abhängen.


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